"Eine traurige Geschichte, die sehr real rüberkommt"
"Im Kinosaal der FSK wurde uns Konfis zuerst einmal die Arbeit der FSK erklärt. Im Anschluss wurde uns dann der Film 'Zwischen Welten' gezeigt. Wir haben danach über für den Filmverlauf besonders wichtige Szenen diskutiert und uns anhand dieser Szenen eine Altersfreigabe überlegt.
Die Mehrheit von uns Konfirmandinnen und Konfirmanden entschied sich für eine Altersfreigabe ab 12 Jahren, einige hielten aber eher eine Freigabe ab 16 Jahren für sinnvoll.
Am meisten wurde über Gewalt im Film diskutiert, da der Film vom Krieg in Afghanistan handelt. Der Film wurde von der FSK mit der Altersfreigabe ab 12 Jahren bewertet."
(Nils Gawehn, 13 Jahre)
Im April waren 30 KonfirmandInnen der Evangelischen Burgkirchengemeinde Dreieichenhain im Alter zwischen 13 und 14 Jahren zu Gast bei der FSK. Begleitet wurden sie von Pfarrer Markus Buss, der seit 2002 als Prüfer der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) für die FSK tätig ist und regelmäßig mit seinen Konfirmandenjahrgängen die FSK besucht.
(Foto: Henrik Weinandi)
Als Gäste der FSK lernen die KonfirmandInnen die Arbeit der FSK kennen, sie erhalten Informationen über die Altersfreigaben und das Jugendschutzgesetz. Vor allem aber wird gemeinsam ein Film geschaut und nach einem anschließenden Filmgespräch mit Birgit Goehlnich (Ständiger Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden bei der FSK) schlüpfen die Jugendlichen schließlich selbst die Rolle von PrüferInnen, um eine aus ihrer Sicht angemessene Altersfreigabe zu erteilen.
Dieses Jahr stand der Spielfilm „Zwischen Welten“ (Deutschland 2014, Regie Feo Aladag, Darsteller: Ronald Zehrfeld, Mohsin Ahmady) auf dem Programm, der vom Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan handelt:
Der Bundeswehroffizier Jesper meldet sich dort erneut zum Dienst. Er soll mit seiner Truppe ein Dorf vor dem Einfluss der Taliban schützen. Tarik, ein junger Afghane, wird ihm als Dolmetscher zur Seite gestellt. Jesper versucht über die kulturellen und sozialen Unterschiede hinweg mit Tariks Hilfe das Vertrauen der Dorfbewohner und der verbündeten afghanischen Milizen zu gewinnen. Dabei gerät er aufgrund seiner Befehle und Vorgesetzten in einen Gewissenskonflikt.
Der spannende und aufwühlende Film, stieß bei den meisten KonfirmandInnen auf ein positives Echo, und seine Aktualität angesichts der Flüchtlingskrise und des IS Terrorismus leuchtete ihnen sofort ein.
Im Filmgespräch wurde deutlich, dass die Konfirmandinnen den Film hinsichtlich seiner Thematik, Machart und Wirkung gut einschätzen und einordnen konnten; der weitaus größte Teil sprach sich dann auch – so wie der Ausschuss der FSK - für eine Altersfreigabe ab 12 Jahren aus.
Statements von Konfis über "Zwischen Welten":
"Man kann sich mit den Hauptfiguren identifizieren, z.B. mit Jesper, weil er
- "einfühlsam", "fürsorglich" und "verantwortungsbewusst" ist. Er hat schon viele "Ängste und Tiefen erlebt, er ist mutig, will immer das Richtige tun und hilft, wo er kann"
- "Das Leben von einem anderen Menschen ist ihm wichtiger als seins"
- "Er muss sich in einer fremden Welt zurecht finden und leidet, weil sein Bruder in Afghanistan getötet wurde. Trotzdem wandelt er sich von kritisch zu hilfsbereit"
- "Man kann ihn verstehen – seine Vorgesetzten aber nicht.
- "Er ist ein Einzelgänger, den man versteht"
Viele Konfis waren berührt von den Geschwistern Tarik und Nala, die verzweifelt versuchen,
nach Deutschland reisen zu dürfen und dort Asyl gewährt zu bekommen:
- "Tarik liebt seine Schwester und er möchte sie beschützen und für sie sorgen. Sie hat überlebt, aber er stirbt am Ende. Der Film hat mich deshalb traurig gemacht; man weiß nicht genau wie es weiter geht"
- "Tarik ist ein hilfsbereiter und liebevoller Bruder. Er wird bedroht, und braucht Hilfe"
- "Tarik erzählt, dass sein Vater erschossen wurde, als Tarik 10 Jahre alt war. Auch wenn man das nicht sieht, hat es mich sehr betroffen gemacht. Die Situation in Afghanistan und von Kriegsländern ist sehr hart"
- "Mir ist klar geworden, dass Jesper und Tarik zwischen zwei verschiedenen Welten vermitteln müssen"
- "Ich fand es krass, wo die Schwester einen Headshot in den Bauch bekommt"
- "Eine besondere Szene war für mich, wo der Soldat dem Übersetzer seine Uhr gibt"
Als aufwühlend wurde von vielen die "realistische Darstellung" empfunden:
- "Die Geräusche und Effekte sind laut und unvorhersehbar"; anders "als bei James Bond kann beim offenen Schusswechsel jeder jederzeit getroffen werden". Das macht den Film "eindrucksvoll; er ist sehr realistisch gemacht" und insgesamt "eher ein Film zum Nachdenken"
- "Es wird nicht so viel Gewalt gezeigt und auch eher wenig Blut, trotzdem ist der Film hart"
- "Der Film ist inhaltlich anspruchsvoll, und man muss viele Untertitel lesen"
Markus Buss/27.04.2016
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