Studierendengruppe der Universität Mainz zu Gast in Wiesbaden
Wiesbaden, 02.12.2013
Wir wurden sehr herzlich empfangen und in den Vorführsaal geführt, der wie ein kleiner Kinosaal aufgebaut war (es fehlte nur noch der Geruch von frischem Popcorn). Frau Göhlnich begrüßte uns daraufhin und legte die Strukturen und Grundlagen der Arbeit in der FSK dar. So erläuterte sie uns die Gesetzesgrundlage (ein Artikel im Jugendschutzgesetz), die Zusammensetzung der Ausschüsse, welche über die Freigabe entscheiden und generell die Schwierigkeit, möglichst wertfrei Entscheidungen zum Wohle der Kinder und Jugendlichen zu treffen. Dass dies nicht sehr einfach ist, konnten wir uns vorstellen, erfuhren es aber später am eigenen Leib. Doch zunächst gab Frau Göhlnich sehr interessante Hinweise zur Arbeit mit Jugendlichen (gerade auf uns werdende Pädagogen gemünzt), wie etwa dass man sich mit dem Genre des Horrorfilms genauso auseinandersetzen müsse wie mit pornographischem Material, um Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt der Jugendlichen zu erlangen. Weiterhin stellte sie uns die drei größten Problemfelder dar, die bei den Bewertungen eine Rolle spielen, nämlich Gewalt, Drogen und Sexualität und wie man in diesen Themenfeldern differenzieren muss. So kann Gewalt in eine Rahmenhandlung sehr gut passen, wenn der Fokus nicht auf der Gewalthandlung an sich liegt, aber eventuell alle Folgewirkungen für Täter, Opfer, Familien etc. und somit der gesamte Umfang einer Gewalttat dargestellt wird, wohingegen eine Gewalt um der Gewaltwillen ("Steven Seagal-Filme") in keinster Weise wünschenswert ist. Selbstverständlichen ist es hilfreich, wie bei Frau Göhlnich, auf eine jahrelange Seherfahrung (jeden Arbeitstag mindestens 5 Stunden Filme, Fernsehen etc.) zurückgreifen zu können. Schließlich wurde klar festgestellt, dass die FSK keine Wertung vornimmt, wie geeignet ein Film ist. Das prägende Beispiel war hier, dass ein Woody Allen Film, bei dem ausschließlich geredet wird, eine FSK 0-Freigabe erlangen kann, weswegen der Film dennoch unverständlich und schlicht langweilig für jedes Kind wäre. Nach diesen theoretischen Grundlagen durften wir uns als Filmprüfer selbst betätigen. Ok, es handelte sich zwar "nur" um Trailer, was die Sache dennoch nicht einfacher gestaltete. Immer wieder gab es kontroverse Meinungen, die den Blick für viele Aspekte eines Trailers öffneten (z.B. Spannungsbogen, Schnitttechnik, Einfluss der Musik, Einsatz von Sprache, Überzeichnung von Charakteren ...). Der Respekt vor der Entscheidung einer Freigabe - und somit der Arbeit der FSK - wuchs dadurch zwangsläufig. Im Laufe der vielen Diskussionen in dieser Phase teilte Frau Göhlnich noch einen interessanten Aspekt mit uns, dass nämlich unsere Generation (ca. 20-30) viel strenger bewertet als ältere Prüfer. Insgesamt ein sehr informativer Nachmittag, da das Verhältnis von Theorie und Praxis bzw. Interaktion sehr ausgeglichen war, was nicht zuletzt an unserer großartigen Gastgeberin lag, die mit viel Charme durch die Veranstaltung leitete, dabei unsere Meinungen geduldig anhörte und abwägte, was ihre Philosophie des Unvoreingenommen seins deutlich zeigte. |